Jeder Athlet ist sehr individuell zu beurteilen. Um ein qualitativ hochwertiges Training durchführen zu können, ist deshalb eine Leistungsdiagnostik unbedingt erforderlich. Selbst wenn Athleten ähnliche Voraussetzungen mitbringen, fallen die physiologischen Reaktionen des einzelnen Athleten immer unterschiedlich aus. Eine Leistungsdiagnostik beurteilt den aktuellen Leistungsstand und die Belastbarkeit des Athleten.
Ich habe über mehrere Jahre Erfahrungen mit Weltklasse-Athleten, Altersklassen-Athleten und Nachwuchs-Athleten gemacht. Dabei sind mir bei jeder Leistungsdiagnostik unterschiedliche Leistungsbereiche aufgefallen. Daraus resultieren auch andere Trainingsbereiche bei jedem einzelnen Athleten. Es macht deshalb keinen Sinn, pauschale Faustformeln anzuwenden, die anhand der maximalen Herzfrequenz hergeleitet werden.
Altersformel oder Diagnostik?
Ich nenne hier mal ein Beispiel einer meiner Athletinnen, die gerade in Ihrer Altersklasse die unangefochtene Nummer 1 ist. Bei ihrer Leistungsdiagnostik ergab sich ein maximale Herzfrequenz von 201 Schlägen/Minute. Würde hier die Altersformel (220-Alter=max Herzfrequenz) verwendet, düfte diese Athletin bis zu einem maximalen Herzfrequenz von 170 Schlägen/Minute trainieren. In diesem Fall wäre meine Athletin völlig unterfordert. Eine Leistungssteigerung in diesen Herzfrequenzbereichen wäre unmöglich.
Gerade Breitensportler, die mit dem Ausdauersportarten wie Triathlon, Mountainbike oder Strassenrad ausüben und ambitioniert trainieren möchten, sind von genauen Messwerten aus dem Labor abhängig.
Desweiteren braucht es einen erfahrenen Trainer, der diese Werte auch richtig interpretiert. Nur so ist ein qualitativ hochwertiges Training erst möglich. Hierbei spielen die Trainingsjahre und die Erfahrung des einzelnen Athleten eine wichtige Rolle.
Verfahren der Leistungsdiagnostik
Aus meiner Sicht ist der Latkattest für Ausdauersportler das beste Verfahren. Dabei wird dem Athleten während der Belastung Blut am Ohr entnommen und der Laktatgehalt in den verschiedenen Belastungsstufen bestimmt. Wichtig ist bei der Messung aber auch, wie die einzelnen Belastungsstufen gewählt sind (Stufendauer und Wattanstieg). Um diese richtig zu wählen, bedarf es eines erfahrenen Diagnostikers in Zusammenspiel mit dem Trainer, der die Ergebnisse richtig interpretieren kann.
Manchmal ist jedoch die Laktatmessung nicht umfangreich genug. Bei Weltklasse-Athleten wird deshalb zusätzlich zur Laktatmessung eine Spiroergometrie durchgeführt. Eine pauschale Empfehlung, wo beide Methoden notwendig sind, können eigentlich nicht gegeben werden. Ich empfehle allerdings, wenn möglich bei jeder Leistungsdiagnostik den selben Ergometer und das selbe Stufenmodell zu verwenden. Somit ist über Jahre ein direkter Vergleich und die optimale Trainingsanpassung möglich.
Tools zum optimalen Training
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Hersteller, die sich mit dem Thema Herzfrequenzmessung und Wattmessung auseinander gesetzt haben. Die bekanntesten Marken zur Herzfrequenzmessung sind Polar und Garmin. Der bekannteste Hersteller in der Wattmessung ist die Firma SRM. Im Triathlonsport hat sich Garmin als Marktführer für Herzfrequenzmessung durchgesetzt. Durch detaillierte Online-Auswertungen haben die Athleten und die Trainer die Möglichkeit, die Trainingsdaten detailliert auszuwerten. Früher mussten die Athleten ein handschriftliches Trainingstagebuch führen, was den abgleich der vorgegebenen Trainingspläne erschwerte. Im Radsport setzt man mittlerweile häufiger auf den Leistungsmesser (Watt) in Verbindung mit einem Pulsmesser. Beim Lauftraining ist der km Split und die vorgegebene Herzfrequenz ausschlaggebend. Beide Parameter zusammen zu interpretieren, setzt große Erfahrung im Training voraus und ist erfolgsentscheidend. Bei einer Leistungsdiagnostik auf einem Radergometer solltest du daher immer darauf achten, dass bei den Auswertungen nicht nur die Herzfrequenz sondern auch die Wattwerte mit angegeben werden. Bei einer Laufdiagnostik auf einem Laufband ist es wichtig, dass zur Herzfrequenz auch der Kilometersplit Trainingsbereich angeben wird.
Im nächsten Beitrag werde ich auf den richtigen Einsatz von Leistungs- und Herzfrequenzmessgeräten eingehen.